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Seit alters her gibt es in Nordeuropa das so genannte „Jedermannsrecht“ (jokamiehenoikeus auf finnisch, allemansrätten auf schwedisch und allemannsretten auf norwegisch). Die einzelnen Bestimmungen variieren ein wenig von Land zu Land, grundsätzlich besagt dieses Recht jedoch, dass jedermann und jedefrau sich frei in der Natur bewegen und die Früchte der Natur nutzen kann – auch auf privatem Grundstück und ohne Erlaubnis des Grundeigentümers. Lediglich der unmittelbare Hofbereich unterliegt dem „Hausfrieden“ und muss respektiert werden – wobei es keine klar definierten Grenzen dieses Hofbereichs gibt und es in der Verantwortung jedes Einzelnen liegt, einzuschätzen, welcher Abstand angemessen ist. Auf der anderen Seite beinhaltet das Jedermannsrecht jedoch auch die Pflicht, der Natur, dem Landbesitzer und den Mitmenschen keinen Schaden zuzufügen, man darf zum Beispiel keine Zweige abbrechen, keinen Müll hinterlassen, keine Felder beschädigen, nicht lärmen oder mehr als ein zwei Nächte an einem Ort zelten.

In Finnland erlaubt das Jedermannsrecht: sich in der Natur zu Fuß, mit Skiern, auf dem Pferd und auf dem Rad, schwimmend oder mit dem Boot zu bewegen (mit gewissen Einschränkungen zum Schutz der Natur in National- und Naturparks sowie in den Brutgebieten von Vögeln); das Sammeln von Beeren, Pilzen und Blumen (sofern nicht unter Naturschutz); das Eisangeln und Angeln mit Haken und Leine sowie das vorübergehende Übernachten (ein bis zwei Nächte). Offenes Feuer und längerfristiges Zelten ist dagegen nur mit der Genehmigung des Landbesitzers erlaubt, da dies in der Regel auch zu Beeinträchtigungen in der Natur führt (Feuer- und Lagerspuren). Das Zelten an öffentlichen Badestränden wird meist nicht vom Jedermannsrecht gedeckt. In den Naherholungsgebieten rund um die Städte, wo die Natur stark beansprucht wird, werden spezielle Areale für das Zelten ausgewiesen. Hier gibt es in der Regel auch offizielle Feuerstellen, die mit Feuerholz, Säge und Axt ausgestattet sind. Im Sommer muss man hierbei jedoch die amtlichen Waldbrandwarnungen beachten, die während Trockenperioden das Feuermachen untersagen.

Das Jedermannsrecht beruht auf einer starken Tradition der Gleichheit, Freiheit und Naturnähe in den nordeuropäischen Ländern. Es funktioniert gut, wenn seine Anwendung von gegenseitiger Rücksichtnahme und dem „gesunden Menschenverstand“ geprägt ist. Dem widerspricht, einseitig auf sein Recht zu pochen ohne die daraus resultierenden Pflichten zur Rücksichtnahme – gegenüber der Natur, den Bewohnern und den Mitmenschen – zu akzeptieren. Es ist daher eingebettet in eine Kultur des freundlichen Umgangs miteinander.

Krister Volkmann

Siehe auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Jedermannsrecht